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Hospitation im Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach

Hospitation im Kinderhospiz: Das Kinderhospiz St. Nikolaus im Allgäu e.V. begleitet seit März 2007 Familien mit unheilbar erkrankten Kindern während der gesamten Krankheits-, Sterbe- und Trauerphase. Als Vorbereitung auf die Erweiterung des stationären Hospizes in Polling um ein Kinderhospiz, hat uns die Einrichtung in Bad Grönbach einen Einblick in ihren Arbeitsalltag gewährt und von ihren Herausforderungen berichtet.

Die Vorstandsvorsitzende des Hospizvereins im Pfaffenwinkel e.V., Frau Renate Dodell, erzählt von Ihren Eindrücken aus Bad Grönbach:

Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Kinder und Familien in einem Kinderhospiz betreut werden, dürfte ich Anfang März 2024 zwei Tage in Bad Grönenbach hospitieren. Der erste Tag war geprägt von vielen Gesprächen zu organisatorischen Dingen, Vorschriften, räumlichen Anforderungen usw. Da konnte ich viel lernen.

Am zweiten Tag durfte ich einen mehrfach schwer, auch geistig behinderten Jugendlichen mit spastischen Lähmungen begleiten, der zudem auch fast blind ist. Er war mit seiner alleinerziehenden Mama zu einer Auszeit von einer Woche im Hospiz. Die Grundpflege und das Anziehen waren langwierig. Dann flößte die Mutter dem Jungen löffelweise Nahrung und Flüssigkeit ein. Anschließend wurde der Junge von beiden gemeinsam – Pflegekraft und Mutter – mit großem Aufwand in einen sog. Stehstuhl gebracht, sorgfältig und schonend befestigt und dann in eine nahezu aufrechte Position gebracht.

Mit diesem Spezialstuhl ging es zur Musiktherapie. Vor dem Jungen wurde ein höhenverstellbares Keyboard aufgestellt, das er wohl vom Sehen her schwach wahrnehmen konnte. Sein Kopf ruhte schwer auf der Brust, die linke Hand und der linke Arm waren verkrampft abgewinkelt. Mi der rechten Hand berührte er ab und zu schwerfällig die Tasten des Keyboards.

Die Musikpädagogin sprach ihn sehr feinfühlig an, spielte Lieder auf der Gitarre, sang dazu und machte auch etwas Rhythmus. Immer wieder sprach sie ihn an und bat ihn, mitzumachen. Nach ca. 15 Minuten spielte sie das Lied „Aramsamsam“ auch mit Rhythmus.

Da hob der Junge langsam den schweren Kopf, hielt ihn aufrecht und begann zu strahlen über das ganze Gesicht. Die linke Hand und der linke Arm entspannten sich und mit der rechten Hand schlug er relativ kräftig den Rhythmus mit. Nach kurzer Zeit war er müde und fiel wieder zusammen.

In diesen wenigen Minuten habe ich deutlich verspüren können, wie wichtig die Kinderhospizarbeit ist. Jede Minute zählt. Es hat mich sehr berührt, was mit guter Therapie einfühlsam erreicht werden kann. Ein langes Gespräch mit der Mutter des Jungen hat mir dies bestätigt. Kinderhospize sind für Kinder und ihre Eltern, auch für Geschwisterkinder Ort des Durchatmens, der Förderung, der Gemeinsamkeit und des sich gut aufgehoben Fühlens.

Jede Minute Einsatz und jeder Cent zählt!

Renate Dodellehem. Vorstandsvorsitzende Hospizverein Pfaffenwinkel e.V.

Sie möchten die Entstehung des Kinderhospizes St. Martin in Polling unterstützen? Wir freuen uns über jede Spende – direkt online oder per Überweisung an das Spendenkonto IBAN: DE23 7035 1030 0032 6915 45.

Herzlichen Dank!